Auf Profiebene hat am Donnerstag auf Anfield das Spiel des Jahres zwischen Liverpool und dem BVB stattgefunden, in der Amateurliga das Spiel Waldegg gegen den Walker FC. Unglücklicherweise hatten sich die Walkers – ebenso wie die Dortmunder – die Auswärtsrolle eingehandelt und dementsprechend gingen sie nur als zweiter Sieger vom Platz. Die Betonung liegt dennoch auf Sieger.
Gleich zu Beginn möchte ich um Nachsehen für die Torentwicklung suchen, bei insgesamt 9 Toren in so einem hochbrisanten Spiel ist es schwierig, die Details alle im Kopf zu behalten. Wie auch immer, die Walkers begannen mit einer neuen Aufstellung, bedingt durch die vielversprechenden Neuzugänge sowie die leider krankheits- oder verletzungsbedingten Ausfälle. Hier sollte man gleich den in dieser Woche offiziell zum »Walker-FC-Volltrottel« ernannten Kevin erwähnen, der beim Seniorenkick am Montag das Bauch-Beine-Po-Angebot von Berga verschmähte und – offenbar nicht genügend aufgewärmt – nach wenigen Minuten mit einem Ziagal vom Platz gehen musste. Und das nach seinem extraklassen Spiel in der Vorwoche.
Egal, die Walkers konnten dennoch eine wettbewerbsfähige Elf auf den Platz stellen. Hunter gab seit langer Zeit wieder einmal den Handschuh im Tor. Die Verteidigungslinie gaben Falke, Paul, Hari und Geri. Davor Saw, Simon, Flecka und Blacky, die Offensivreihe wurde von Alex und als Debütant Stephan F gebildet.
Das Spiel für die Walkers begann in der 1. Halbzeit gleich vielversprechend. Bereits in der 9. Minute das 0:1 durch Simon. Das Spiel wurde in dieser Phase von den Walker-Jungs nicht direkt kontrolliert, aber dennoch diszipliniert gespielt, so dass die Gegners nur selten Gegendruck entwickeln konnten. In der 14. Minute dann sogar das 0:2, nachdem ein Walker knapp vor des gegnerischen 16ers regelwidrig von den Beinen geholt wurde, die Tribüne sich in einem kollektiven Aufschrei und dem Schiri Ratschläge diese Situation betreffend zurufend erging, die Mannschaft am Platz sich dennoch nicht beirren ließ, unbeeindruckt weiterspielte und schlussendlich Saw am Strafraum zum Schuss kam und unhaltbar in die Maschen vollendete. Bravo, das habe ich früher schon ganz anders erlebt (z. B. dass die Mannschaft das Spiel einstellte, obwohl die Pfeife des Schiris stumm blieb). Das ist ein hoffnunggebender Fortschritt.
2:0 also, ein komfortabler Vorsprung. Und völlig verdient noch dazu. Doch die Waldegger bewiesen, dass sie nicht umsonst ein Dauergast in der Liga sind, ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und erzielten wenig danach den Anschluss nach einer unübersichtlichen Aktion zum 1:2.
Aber auch die Walkers zeigten, dass sie die Präsenz in der Liga nicht in der Lotterie gewonnen sondern sich hart erarbeitet haben und erzielten in der 39. Minute das 3:1, das Simon ideal für Alex vorbereitet hatte. Leider schlichen sich danach Unachtsamkeiten ein und die Gegner konnten nach einem Gestocher im Strafraum wiederum den Anschluss zum 2:3 erzielen.
Mit diesem Ergebnis gings dann auch in die Pause. Kurz vor der Halbzeit schied leider Falke verletzt aus, der sich bei einer heldenhaften Abwehraktion lädiert hatte. Ihn ersetzte Neuzugang Pepi. Stephan, der ein mannschaftsdienliches und aufopferungsvolles Spiel gegeben hatte und eine neue Offensivwaffe neben Alex zu werden verspricht, musste leider zur Pause auch mit einem Ziagal verletzt raus. Und der sich die Lunge aus dem Leib gerannte Flecka durfte ebenfalls das Feld für eine frische Kraft räumen. Neben Pepi standen nun Berga und Dani neu am Platz. Wiesi hatte sich dankenswerterweise als Backup zur Verfügung gestellt, der nicht sein walkerübliches Halbzeitticket zog, sondern sich für mögliche Verletzungswechsel bereitstellte und demnach nur mit weniger Einsatzzeiten rechnen konnte.
Leider verloren die Walkers zu Beginn der zweiten Halbzeit völlig den Faden. Immer weniger Aktionen gelangen, immer mehr konnten die Waldegger sich in der Walker-Hälfte festsetzen. Nur wenige Entlastungsangriffe konnten gefahren werden. Einer davon aber wunderschön: Dani ging auf links unaufhaltsam, flankte zur Mitte, wo Alex, obwohl bedrängt, den Ball zum 2:4 ins Netz setzen konnte.
Sollte dieser abermalige Zweitore-Vorsprung eigentlich den Walkern neuen Aufschwung geben, war leider genau das Gegenteil der Fall: Die Gegners setzten sich abermals in der Walker-Hälfte fest und erzielten in nur 10 Minuten das 3:4 sowie den 4:4-Ausgleich. Und leider auch deren erstmalige Führung im Spiel mit dem 5:4.
Aber es ging ja noch ca. eine halbe Stunde, genügend Zeit für mindestens den Ausgleich. Noch dazu, da sich die Waldegger nun aufs bloße Verteidigen konzentrierten und keine Lust mehr hatten, den Vorsprung zu erhöhen. Dementsprechend konnte sich das Spielgeschehen wieder mehr in Richtung Waldegg-Tor verlagern. Eigentlich sollte Simon zu diesem Zeitpunkt ausgetauscht werden, da er sich im Mittelfeld ausgepumpt hatte. Leider bekam Saw in dieser Situation bei einer unübersichtlichen Aktion einen Schlag ins Gesicht, blieb benommen liegen und musste schlussendlich auch das Feld verlassen. Nun musste ordentlich umgestellt werden, da ja Wiesi von Haus aus eher in der Defensive angesiedelt ist und nun ganz, ganz vorne spielen musste. Diese und allen anderen verletzungsbedingten Auswechslungen brachten natürlich nicht sonderlich mehr Ordnung ins Spiel der Walkers, obwohl diese sich dennoch wieder bemühten, mehr mit System zu spielen. Leider führte das schlussendlich nicht mehr zum mindestens ersehnten Ausgleich, der vom Spielverlauf her auch verdient gewesen wäre.
Schade, schade, schade. Das Spiel war vielversprechend, vor allem in der ersten Hälfte hat das Team bewiesen, dass es zurecht in der obersten DSG-Spielklasse steht. Leider ging in der zweiten Hälfte zu Beginn der Faden verloren, alte Spielweisen wurden ausgegraben und das attraktivere Spiel zugunsten des effektiveren Spieles gewählt. Soll heißen, wenn man sich schon einen Zweitore-Vorsprung erarbeitet hat, ist es nicht zwingend notwendig den Ball jedesmal nach vorne zu spielen. Es würde reichen, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen und den Gegner damit ins Leere laufen zu lassen. Das wäre zwar nicht so attraktiv für Tribüne und Galerie, aber – ehrlich – wir könnten damit umgehen.
Egal, die Ursachen für dieses Spiel und vor allem diesen Ausgang sind komplex. Einerseits haben sicher die verletzungsbedingten Auswechslungen eine Rolle gespielt, die die geplante Ordnung durcheinanderwirbelten, andererseits hatte sicher auch die Unerfahrenheit der Mannschaft in dieser Klasse eine Rolle gespielt, mit einer Führungssituation umzugehen und diese abgeklärt nach Hause zu spielen. Aber ich hoffe, dass das Team in dieser Liga noch öfter in die Situation einer Führung kommt und das dann auch in Punkte ummünzen kann. Ach was, ich glaube fest daran.
Waldegg – Walker FC, 5:4 (2:3). Schiri: Dezidiert schlecht, aber zum Großteil auf beiden Seiten gleichmäßig verteilt schlecht.