Am Samstag hatten wir einen direkten Tabellenkonkurrenten zum Gegner: Die Kickers der Kokosnuss. Ein denkwürdiges Spiel nahm auswärts in Marchtrenk seinen Lauf, so weit kann man den Ergebnisdienst schon vorwegnehmen.
Wenn man etwas auf die lange Bank schiebt, dann bedeutet das landläufig dass man etwas nicht g’schwind genug erledigen will. Seit dem Spiel gegen die Kokosnüsse könnte man diese Wendung erweitern mit der Bedeutung: »Weitere Gründe, warum man gewinnt.« Das Spiel gestern war so turbulent, dass der Verfasser dieser Zeilen gar nicht mehr so richtig alles einordnen kann – so viel ist passiert. Also bitte um berichtigende Kommentare, falls ich mich nicht mehr richtig entsinne.
Überraschender Beginn
Wir konnten eine richtig gute Aufstellung in Marchtrenk auf den Rasen zaubern: Basti (leider erst kurz vor Spielbeginn angereist) im Tor. In der IV unsere wiedervereinte Standardaufstellung mit Ali und Berni, die an diesem Tag wieder Übermenschliches leisteten, das sei hier einmal mehr betont. RV wie immer ein bienenfleißiger und solider Wu. Als LV wurde Michi aufgebeoten. Als Doppel-Sechs Tobi und René, die wie immer die Aufgabe bekamen, die Mitte zu besetzen, die Gegner am geordneten Spielaufbau zu hindern und natürlich vice versa unsere Offensive aufzubauen. Als unsere beiden Flügelraketen starteten Lokalmatador Kevin links, sowie Philipp Kölbl rechts. Als 10er wurde Benji in die Mitte beordert sowie als Solospitze Alex eingesetzt. Draußen hatten wir ein ebensogutes Trio, das ihrer Einsätze harrte: Felix, Wiesi und Niko. Letzerer gab nach langen Jahren der Abwesenheit sein Debüt in der laufenden Meisterschaftssaison. Dani musste leider wegen Krankheit kurzfristig absagen.
Gelb-Rot nach 12 Minuten
So, dann rein ins Match. Der Beginn verlief relativ ereignislos, beide Mannschaften versuchten, sich zu ordnen und den Gegner zu einem Fehler zu verführen. Bei einer strittigen Situation sprang dann in der 12. Minute einem Marchtrenker im Mittelfeld der Ball an die Hand. Eine Situation, die der Schiri nicht ahndete, Michi aber in Rage brachte und dieser dem Spielleiter aufgebracht empfahl, das Spiel doch zu beobachten. Das wurde als Schirikritik bewertet und mit Gelb geahndet. Der Schiri »entschuldigte« sich aber daraufhin quasi, indem er sagte, er habe das Hand nicht gesehen. Die leider unnötige Replik von Michi war dann ganz und gar nicht hilfreich, indem er dem Unparteiischen nochmal empfahl, besser hinzusehen. Bamm, zweite Gelbe, Ampelkarte. Michi musste raus.
Aber egal (wie auch Aluhut Wendler singt), das ist eine neue Situation, mit der wir jetzt leben müssen – stellen wir uns eben darauf ein. Nach kurzer Frage, ob die Defensive eher zu Dritt oder zu Viert weiterspielen sollte, entschied Ali als zentraler Verteidiger, dass zu Viert besser sei. Also wurde vorerst René in die LV entsendet, Tobi als alleiniger Sechser zurückgelassen. Da die Kokosnüsse aber ob unserer entblößten Mitte, die Tobi zwar heldenhaft versuchte, zu schließen, immer mehr Druck erzeugten, war die Idee, René wieder in die Mitte zu holen, um das Pressing der robusten Gegner zu stören. Deshalb musste Kevin geopfert werden, um Niko als robusten Verteidiger in die LV-Position zu stellen. Da aber unsere Balkan-Kobra wegen ihres Vorwärtsdranges nur selten in der Abwehr, sondern mehr als zusätzlicher Flügel zu finden war, musste diese Variante als nur suboptimal angesehen werden.
1:0 in Unterzahl
Und so fiel auch das 1:0 für die Marchtrenker in dieser Phase der Verunsicherung. Zu allem Unglück musste dann auch noch Benji – nach einem Ellbogencheck in den Magen – verletzt raus. Nun wurde Felix als LV aufgeboten und Niko, den es ohnehin nicht hinten hielt, auf die linke Flügelposition vorgezogen. Musste man, ob des im Training bisher gezeigten, scheinbar unstillbaren Offensivdranges von Felix auch fürchten, dass er eher vorne, denn hinten zu finden wäre, wurde man schnell eines besseren belehrt. Er fügte sich nahtlos in den Defensivverbund ein und öffnete – neben seinen Defensivaufgaben – auch seinen Mitspieler mit soliden Pässen Wege nach vorne, vor allem natürlich Niko, der seinen Gegenspieler ein ums andere Mal überlief.
1:1 kurz vor dem Seitenwechsel
Jetzt ging der Plan schön langsam auf: Der Marchtrenker Druck verpuffte immer mehr und die Walkers zeigten sich als mindestens ebenbürtige Mannschaft – und das, obwohl sie einen Mann weniger am Platz hatten. Und die Walkers belohnten sich auch: Kurz vor Seitenwechsel eine schöne Kombination auf der rechten Seite, worin Niko, Philip und schließlich Alex involviert waren, die Letzterer (auf Raten) als Tor auf seinem Konto verbuchen konnte. 1:1 in Unterzahl, damit können wir doch leben! Kurz darauf gings auch in die Pause. Da hieß es, kurz durchschnaufen. Wiesi wurde gebeten, sich nicht für einen taktischen Wechsel bereitzumachen sondern zu warten, bis es bei einem Spieler nicht mehr geht. Und das passierte viel früher, als gedacht …
Premierentor von Felix
Die zweite Halbzeit begann völlig überraschend: Die Walkers nahmen das sprichwörtliche Heft in die Hand und schnürten den Gegner tatsächlich in ihrer Hälfte ein. Die eine oder andere hochkarätige Chance resultierte daraus, dennoch konnte leider nichts Zählbares angeschrieben werden. Nach etwa 15 Minuten dann ein von René wunderbar getretener Eckball, der zwar von den Kokosnüssen abgefangen werden konnte, aber (sic!) zur Mitte verteidigt wurde, wo schon Felix wartete und das Spielgerät trocken im gegnerischen Tor versenkte. Shorthanded Goal: 1:2 für die in Unterzahl spielenden Walkers. Ja, gibts denn sowas?
2 Kontakte!
Aber wir konnten uns nicht lange über die Führung freuen, denn nur wenige Minuten später folgte der Ausgleich, in der 74. Minute sogar die 3:2-Führung für die Hausherren.
Eines dieser Tore zu beschreiben, darf ich Basti im Tor leider aus Erziehungsgründen nicht ersparen: Ein Ball wurde aus der Defensive zur Sicherung zu unserem Handschuh zurückgespielt. Diesen Ball lief ein gegnerischer Stürmer pro forma an, selbiger war aber noch relativ weit weg. Dennoch ließ sich unser Goalie zu einem hektischen Abschlag hinreißen, der dann überhaupt keiner war, da er über den Ball säbelte, der – wahrscheinlich wegen eines Platzfehlers – unter seinen Beinen durchrutschte. Jetzt witterte der anlaufende Stürmer seine eigentliche Chance, konnte tatsächlich noch vor Basti das Leder erreichen und in den Maschen versenken.
Merke (für alle): Das Sicherste ist das Zwei-Kontakt-Spiel (1. Annehmen. 2. Passen), da der Ball keine Fett’n hat und tatsächlich (fast) ruht. Das gilt wie wir gesehen haben, nicht nur für Feldspieler sondern auch für Torhüter.
Wieder ein Ausgleich
Aber, »Egal« (wie der Wendler singt) und – wie Berni immer wieder seinen Kollegen am Feld zuruft: »Dann machen wir halt noch eins!« oder »So leicht verkaufen wir uns nicht!«. Aber wir hatten zuvor noch einen schmerzlichen Ausfall zu verkraften: Bei René trat seine alte Knieverletzung wieder auf und auch er musste raus. Gut, dass wir Wiesi als Backup noch draußen hatten. Dieser wechselte auf die LV, Felix dafür auf die Sechs. Die lange Bank ist Gold wert …
Und das Team nahm sich Bernis erste Aufforderung zu Herzen, denn nur kurz nach der gegnerischen Führung konnten wir nach einer meisterlichen Meister-Wu-Flanke und einem staubtrockenen Abschluss des einlaufenden Niko auf 3:3 stellen.
Jetzt stand das Spiel auf der Kippe. Noch dazu, wo der fleißige Tobi – leider wie so oft – ab der 75./80. Minute von Krämpfen geplagt wurde und schließlich nur mehr über das Feld humpeln konnte. Wechselspieler hatten wir aber keine mehr. Tobi biss also heldenhaft die Zähne zusammen und blieb weiter am Feld, konnte dann auch tatsächlich noch in seinem bemitleidenswerten Zustand den einen oder anderen Akzent setzen. Bravo!
Siegtreffer
Schließlich 5 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit ein Freistoß auf der linken Seite: Wiesi, der im Training schon ganz passable Ecken zur Mitte zirkelte, legte sich den Ball zurecht und schlenzte ihn in einer schönen Parabel in Richtung Box. Nicht scharf, aber durchaus brauchbar. Das sah Niko auch so und scheitelte den Ball ins kurze Eck zum 3:4! Unfassbar!
Jetzt mussten wir nur mehr dieses Ergebnis über die Zeit bringen: Das erwies sich aber als nächste Mammutaufgabe, da nun auch Niko an beiden Beinen horrende Krämpfe bekam und ebenfalls wie Tobi nur mehr übers Feld humpeln konnte. Aber dann war endlich, endlich Schluss und die Walkers belohnten sich mit einem unglaublichen Sieg: Auswärts! Und das fast über die ganze Spielzeit in Unterzahl!!
Herzliche Gratulation an alle, die heute am Feld waren: Sowas kann man irgendwann mal seinen Enkeln erzählen.
Kicker der Kokosnuss – Walker FC 3:4 (1:1), Schiri: Mickla (korrekt)